Thomas Jakob: Von einem, der die Dörfer nicht den Nazis überlässt

Thomas Jakob

Auch weiterhin ist es leider nicht wirklich möglich, unsere Genoss:innen für ein Gespräch zu Hause zu besuchen. 

Bei Thomas Jakob wäre das auch gar nicht so einfach gewesen, diesen Ort zu bestimmen. Thomas arbeitet als Justizmitarbeiter in Jena und wohnt in Erfurt mit seiner Frau und seinen drei Kindern, wenn man den 40-Jährigen jedoch fragt, wo für ihn Zuhause ist dann antwortet er aus vollem Herzen: In Themar. Dort ist er aufgewachsen, mit 16 in die SPD eingetreten und engagiert sich seit mehreren Jahren im Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra. Am Telefon erzählt er lachend, dass er aus einer sozialdemokratischen Familie kommt und ihm sozusagen keine andere Wahl blieb, als auch Mitglied zu werden. Sein Vater gründete nach der Wende den örtlichen Ortsverein mit, in den vergangenen Jahren sind jedoch so einige Familienmitglieder wieder ausgetreten – Thomas ist geblieben und mittlerweile Kreisvorsitzender der SPD Hildburghausen und seit September auch Mitglied im Landesvorstand. 

Er betont in unserem Gespräch immer wieder die besondere politische Situation im ländlichen Raum – und Thomas weiß wovon er spricht: In seinem Heimatort macht sich seit Jahren eine Neonaziszene breit. Themar erlang 2017 traurige Berühmtheit als innerhalb kürzester Zeit drei große Rechtsrockkonzerte stattfanden, u.a. konnten 7.000 Rechtsextreme unter dem Deckmantel einer politischen Versammlung ein Konzert veranstalten, bekannte Neonazis gaben sich in Themar die Klinke in die Hand und grölten rechtsextreme Lieder mit. Im Zuge dieser Entwicklungen gründete sich schon 2015 das Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit, gemeinsam organisieren Thomas und andere Menschen aus der Region kreativen und ganz praktischen Gegenprotest, um Themar nazifrei zu halten. Für dieses Engagement gewann das Bündnis 2019 auch den Regine-Hildebrandt-Preis der SPD für außergewöhnliches zivilgesellschaftliches Engagement. In unserem Gespräch macht Thomas deutlich, dass ihn diese Zeit stark politisiert hat. Die Arbeit des Bündnisses hat sich seitdem verstetigt, mittlerweile gibt es eine hauptamtlich angestellte Person und im vergangenen Jahr hat das Bündnis Räumlichkeiten in Themar bezogen und plant – sobald dies wieder möglich ist – Lesungen, Konzerte und Infoveranstaltungen. 

Thomas macht deutlich, dass man Gegenangebote schaffen muss, um den ländlichen Raum nicht Nazis und Ewiggestrigen zu überlassen. Das möchte er auch ganz konkret machen und bei der Landtagswahl im Herbst 2021 für die SPD in Hildburghausen antreten.