SPD diskutiert über Gesundheit und Leistungsgesellschaft

Stress, Hetze, Termindruck: Immer mehr Menschen spüren die Folgen der modernen Leistungsgesellschaft, fühlen sich überfordert und werden krank. „Gesundheit und Leistungsgesellschaft – ein Widerspruch?“, unter diesem Motto stand am 21. September der erste gemeinsam veranstaltete Tag aller Arbeitsgemeinschaften der Thüringer SPD in Erfurt. Über 70 Teilnehmer, darunter viele Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, folgten der Einladung zum Austausch und Kennenlernen. Als Impulsreferentin konnte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, gewonnen werden. Als Medizinerin verwies sie auf rasant steigende Krankenstände, vor allem durch psychische Leiden. Im Bereich der Prävention habe die SPD zwar in den letzten Jahren schon viel bewegt, doch müsse die Verhältnisprävention, die ganze Lebenswelten wie Arbeit, Studium oder auch Pflegeheime umfasst, noch viel stärker in den Mittelpunkt rücken. Geplant sei auch Berufe wie Physio- und Ergotherapeuten zu stärken, indem das Schulgeld, das auch in Thüringen noch fällig wird, abgeschafft wird.

An sieben Thementischen diskutierten die jeweiligen AGs ganz konkrete Aspekte mit spannenden Referenten. Die ASF analysierte mit Ulrike Hauffe, langjährige Bremer Landesbeauftragte für Frauen, sowie Daniela Anschütz-Thoms, Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, die Frage „Ist Powerfrau-Sein eine Krankheit?“. Für Anschütz-Thoms gehörte der Leistungsdruck lange zum Alltag: „In jungen Jahren habe ich darüber kaum nachgedacht, als Leistungssportler macht man einfach weiter, auch mit dem medizinischen Personal, damit alles funktioniert.“ Die Juristen (ASJ) widmeten sich dem sozialen Dauerbrennpunkt der Erwerbsminderungsrentner und dem betrieblichen Eingliederungsmanagement. Die AG Bildung (AfB) diskutierte mit Vertretern des Schulamtes Nordthüringen die Frage „Was hält gesund? – Die Förderung durch das ‚Netzwerk Pädagogengesundheit‘“. Mit dem internationalen Blick fragten die Jusos: „Die nächste Pandemie – sind wir bereit?“. Das Thema Arbeitsschutz und Leistungsoptimierung beschäftigte die AfA, die SPDqueer informierte zur neuen HIV-Prophylaxe „PrEP“ und die AG der Selbstständigen (AGS) hatte mit Dr. Holger Becker einen Experten aus dem Bereich Digitale Gesundheitswirtschaft eingeladen.

Der Tag der AGs demonstrierte das breite fachliche Spektrum an Experten, die sich in der SPD engagieren. Partei-Vize Heike Taubert sagte, sie sei froh, dass die SPD so viele Fachleute in den eigenen Reihen habe. Inzwischen sei die AG-Familie in Thüringen fast komplett, auch die SPDqueer gut aufgestellt, nur im Feld der Behindertenpolitik gebe es noch ein Defizit. Die AG60plus nutzte das Forum und warb um „jüngere, ältere“ Mitglieder. In der abschließenden Podiumsdiskussion moderierte die Erfurter Neurologin Dr. Cornelia Klisch als Landesvorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft Gesundheit (ASG). „Der Leistungsdruck ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Viele geraten an ihre Grenzen, gehen darüber hinaus und dann oft auf Kosten ihrer Gesundheit“, sagte sie. Gemeinsam mit dem ASG-Bundesvorsitzenden Boris Velter, Sabine Dittmar und SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee sprach sie über Digitalisierung und Telemedizin, der alle Beteiligten großes Potenzial zuschrieben, solange das Menschliche nicht auf der Strecke bleibe. Die Ergebnisse des Tags der Arbeitsgemeinschaften sollen auch in die Programmentwicklung der SPD für die Landtagswahl 2019 einfließen. (Robert Büssow)

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