Solidarisch ist man nicht alleine

Mit physischer Distanz, aber menschlicher Nähe

Ein Beitrag von Benjamin Heinrichs

Die Corona-Pandemie prägt nicht nur unser gesellschaftliches Miteinander, sondern auch die Arbeitsbedingungen vieler Kolleg*innen. „Solidarisch ist man nicht alleine“ so das Motto des diesjährigen Kampftages der Arbeiter*innenbewegung. Es sind Kolleg*innen die oft im unteren Lohnbereich beschäftigt sind, deren Systemrelevanz nun endlich erkannt wird. Es sind u.a. die Kolleg*innen im Gesundheitssystem, im Handel aber auch in der Logistik, Nahrungsmittelproduktion und der Landwirtschaft die unser Land am Laufen halten. Viele dieser systemrelevanten Beschäftigten sind auch Kolleg*innen ohne deutschen Pass und in oft sehr prekären Abhängigkeiten. Für sie hängt meistens nicht nur die finanzielle Existenz an der Beschäftigung, sondern oft auch die Frage ob sie es schaffen sich eine Zukunft hier in Thüringen aufzubauen, ob sie ihren Familien eine Zukunft bieten können oder auch ob sie wieder in von Kriegen zerstörten und Hoffnungslosigkeit geprägte Länder abgeschoben werden.

Die Zeiten der Corona-Pandemie stellen uns alle vor große Herausforderungen und einschränkende Veränderungen im Alltag, auf der Arbeit und in der Politik. Es ist gerade ein paar Wochen her als uns allen bewusst wurde, wie abhängig auch unsere Lebensmittelversorgung von Kolleg*innen aus Polen, Rumänien oder anderen – vor allem osteuropäischen Staaten – ist, die als Erntehelfer*innen nicht nur den Spargel ernten. Und es ist erst am Sonntag gewesen, als ein Spargelbauer aus Niedersachsen vor laufender Kamera in den Tagesthemen bestätigte, dass er den Kolleg*innen die auf seinem Hof arbeiten die Ausweispapiere abgenommen hat um „ein gewisses Druckmittel“ zu haben, aber mit Menschenhandel wolle er nicht in Verbindung gebracht werden.

Es war erst gestern als bekannt wurde, dass sich allein in einem Schlachthof in Baden-Württemberg seit Gründonnerstag 300 Kolleg*innen mit COVID19 infiziert haben. Sie waren als Werksvertragsbeschäftigte bei dem Unternehmen eingesetzt und in beengten und hygienisch nicht ansatzweise den Vorgaben entsprechenden Gemeinschaftsunterkünften untergebracht.

Das sind nur zwei Beispiele allein aus der letzten Woche die für Beratungsprojekte und die DGB-Gewerkschaften leider nicht neu und bei weitem keine Einzelfälle sind. Aber sie zeigen, wie sehr uns alle die Arbeitsbedingungen unserer Kolleg*innen betreffen.

Wir sind Kolleginnen und Kollegen ganz gleich welchen Pass wir haben oder welchen Geburtsort wir hatten – Solidarisch ist man nicht alleine, also lasst keine Kolleg*innen allein, egal ob am 1. Mai oder irgendeinem anderen Tag. Seid solidarisch auf der Arbeit, in Gewerkschaften, Politik und auch beim Einkaufen, lasst uns die Verhältnisse verändern.