

Im Kaiserreich war Thüringen Hochburg der Arbeiter:innenbewegung. 1869 hielt die SDAP mit August Bebel ihren Gründungspartei in Eisenach ab. Am 27. Mai 1875 vereinigten sich die ADAV Ferdinand Lassalles und August Bebels SDAP im Gothaer Tivoli zur SPD. Sie gaben sich das Gothaer Programm als Grundsatz der Partei. 1891 folge das Erfurter Programm, das sich die Partei im Erfurter Kaisersaal gab.

Am 1. Mai 1920 wird durch Reichsgesetz das Land Thüringen gegründet. Bei der ersten Wahl zum Thüringer Landtag erreichte die SPD 20,35 %, während sie von der zuvor gewählten USPD überholt wurde. Sie tolerierte die erste SPD/DDP-Regierung, was nicht lange funktionierte und schließlich zur vorgezogenen Neuwahl führte. In der darauffolgenden Wahl 1921 legte die SPD zu und bildete erst mit der USPD eine Minderheitsregierung, welche dann in einer Koalition mit USPD und KPD mündete. Diese Regierungsbildung löste eine politische Krise aus, die die Entsendung der Reichswehr zur Folge hatte. 1924 gewann der sogenannte „Ordnungsbund“, ein Wahlbündnis christlich-konservativer und rechter Parteien die Wahl. Bis zum Ende der Weimarer Republik war die SPD an keiner Regierung mehr beteiligt. 1929 erzielte sie mit 32,30 % ihr stärkstes Ergebnis.

Zeitgleich legte die NSDAP, vor allem in den Hochburgen der Sozialdemokratie, immer mehr Stimmen zu. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Mitglieder der Sozialdemokratie kriminalisiert, verfolgt und ermordet. Die Partei wurde verboten, ihr Vermögen beschlagnahmt. Viele Mitglieder mussten ins Exil flüchten.

In den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten wurden Millionen Menschen ermordet. Darunter vor allem Jüd:innen, Sinti und Roma, Homosexuelle und Menschen mit Behinderung, aber auch Sozialdemokrat:innen und Kommunist:innen. Auf den Schlachtfeldern der Nazis starben Hunderttausende. Der Krieg endete erst mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Die alliierten Streitkräfte mussten dafür immense Opfer in Kauf nehmen. Sie konnten die Welt vom nationalsozialistischen Deutschland befreien. Im Thüringer Konzentrationslager Buchenwald starben bis dahin allein mindestens 38.000 Häftlinge.


1945 besetzten die amerikanischen Truppen Thüringen. Mit der Besetzung begannen auch die Sozialdemokrat:innen mit dem Wiederaufbau ihrer Partei. Als „Bund demokratischer Sozialisten“ gründete Hermann Brill die Folgeorganisation. Brill, der selbst von der USPD zur SPD wechselte, sah das Scheitern der Weimarer Republik vor allem in der Spaltung der Arbeiter:innenparteien begründet.Mit seiner Auffassung zog Brill den Zorn der sowjetisch-stalinistischen Militäradministration auf sich. Es folgte sein erzwungener Rücktritt und die Flucht nach Westdeutschland. Nach seiner Flucht ordneten die Sowjets die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED an. Auch in Teilen der Sozialdemokratie gab es einen Drang zur Vereinigung mit der SED. Dennoch wurden 400 kritische Sozialdemokrat:innen während der Zwangsvereinigung in Thüringen verhaftet. Jede Kritik wurde unter Strafe gestellt. Die ursprünglich propagierte Parität von ehemaligen SPD- und KPD-Mitgliedern in der SED wurde kurz nach der Zwangsvereinigung aufgeben. In der SED wurden Sozialdemokraten systematisch ausgeschlossen. Wer sich nicht dem Führungsanspruch der KPD unterordnete wurde verfolgt. Viele Sozialdemokraten aus Thüringen flohen in den Westen. Legale politische Betätigung für Sozialdemokrat:innen gab es in der DDR nicht.


Während die SED den 40. Jahrestag der DDR beging gründeten in Schwante am 7. Oktober 1989 mutige Frauen und Männer die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP). Aus Thüringen nahmen Genoss:innen aus Erfurter, Gera und Suhl teil. Unter ihnen Harald Seidel aus Greiz. Unmittelbar nach der Grenzöffnung wurden erste Kontakte mit der SPD geknüpft. Es entstanden Partnerschaften, die sich meist an den Städtepartnerschaften orientierten. Am 27. Januar 1990 gründete sich die SPD in Thüringen im Gothaer Tivoli. Es war die erste Gründung eines SPD-Landesverbands in der DDR.

Fotoquellen:
Bundesarchiv, Bild 146-1972-033-15 / Gebrüder Haeckel / CC-BY-SA 3.0
Bundesarchiv, Bild 183-R88978 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0
AdS in der FES: Wie die Berliner SPD sich der Zwangsvereinigung widersetzte
Bundesarchiv, Bild 183-1990-0108-32 / Gahlbeck, Friedrich / CC-BY-SA 3.0
Bundesarchiv, Bild 183-1990-0304-022 / Kasper, Jan Peter / CC-BY-SA 3.0
Bundesarchiv, Bild 183-1990-0303-023 / Hirndorf, Heinz / CC-BY-SA 3.0
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